wie schwul sind die schwulenhasser? oder "Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen!"

07.11.2006, 23:48 von Hans Spiegl

von einer amerikanisch religiösen laufbahn: aus dem nichts zum einflussreichsten evangelikalen kirchenführer der usa – inkl wöchentliches telefonat mit georg bush – und dem absturz als kunde eines strichers …

es ist eigentlich nur traurig … ein mensch der niemals zu sich selbst stehen konnte … nur über wie viele menschen wurde unglück gebracht?

Gott läßt sich nicht missbrauchen … er ist nicht da um zu verurteilen, was uns nicht gefällt … er will dass wir uns selbst als seine geliebten kinder annehmen!

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Amerikas ewige Suche nach dem Bösen.
Das Hauptquartier des evangelikalen Kampfs gegen eine Welt voller Teufel liegt in Colorado Springs

Von Andrea Böhm

Colorado Springs hat 360 000 Einwohner, von denen viele behaupten, Gott habe sie in diese Stadt geschickt. 641 Kirchen und religiöse Organisationen gibt es hier, darunter «Focus on the Family», einflussreichste Lobby- und Mediengruppe der christlichen Rechten mit einem weltweiten Publikum von 200 Millionen Menschen. Und fünf grosse Militäreinrichtungen zählt der «Vatikan der Evangelikalen» – darunter NORAD, das US-kanadische Frühwarnsystem gegen Angriffe aus der Luft und dem Weltall, sowie die Akademie der Luftwaffe, deren Touristenattraktion eine Kirche ist. Mit siebzehn spitzen Aluminiumgiebeln ragt sie wie ein Spalier von Kampfbombern in den Himmel.

Und da ist noch etwas: eine fromme Legende von nationaler Bedeutung. Im Sommer 1986 trank sich George W. Bush in einem Hotel in Colorado Springs zum letzten Mal in einen Vollrausch. Am nächsten Morgen, so will es die Legende, schwor er dem Alkohol ab und begann seinen Weg vom schwarzen Schaf der Familie zu jenem gottesfürchtigen Präsidenten, der am Vorabend des Irak-Kriegs in der Presse lancieren liess, er sehe die Welt in einem biblischen Kampf des Guten gegen das Böse. Dem säkularen Europa stockte der Atem. Den säkularen und vielen christlichen Amerikanern übrigens auch.

In den evangelikalen Kirchen von Colorado Springs aber – und natürlich nicht nur dort – gingen «prayer warriors» in Stellung. «Gebetskrieger» beten nicht leise, sondern inbrünstig und «konfrontativ» – manchmal vor Abtreibungskliniken, Stripteasebars oder anderen Orten der Sünde. Jetzt spannten sie über das Land und seinen Präsidenten ein «prayer shield», eine Art spirituellen Raketenschutzschild.

Und, bei Gott, sie verstanden nicht, wie andere – säkulare Europäer zum Beispiel – darüber verstört sein konnten. «Warum?» fragt der Pastor Ted Haggard, Gründer der «New Life Church», einer Megakirche in Colorado Springs mit 11 000 Mitgliedern, ein Fachmann für «konfrontatives Beten», der regelmässig mit dem amerikanischen Präsidenten konferiert. Gegen das Böse zu kämpfen, glaubt der Pastor, ist Amerikas Bestimmung. So kann man es sehen.

Den «Kampf gegen das Böse» haben schon die Gegner der Sklaverei gefochten. Sie gewannen mit der Gewissheit, dass Gott auf ihrer Seite stand. Der Teufel aber ist ein Verwandlungskünstler. Christliche Frauenvereine entdeckten ihn wenige Jahrzehnte später im Alkohol, Wanderprediger wähnten ihn in den Köpfen der «Räuberbarone» mit ihren menschenunwürdigen Fabriken und Bergwerken. Evangelikale sahen ihn in Gestalt der Darwinisten und ihrer Theorie vom Sieg des Starken über das Schwache.

Franklin D. Roosevelt, kein sonderlich religiöser Mann, fand das Böse schlechthin in Hitlers Führerbunker. «Es gab noch nie einen Kompromiss zwischen Gut und Böse», rief er seinen Landsleuten im Zweiten Weltkrieg zu, «und es kann auch nie einen geben.» Das war politischer Messianismus in Reinform – Gott sei Dank, möchte man sagen. Anders hätte er die Amerikaner schwer für diesen Krieg mobilisieren können.

Das Böse aber gab sich nicht geschlagen. Lyndon B. Johnson bekämpfte es im Krieg gegen die «commies» in Vietnam und im «Krieg gegen Armut» im eigenen Land. Jüngst ist der Teufel in Gestalten wie Slobodan Milosevic, Kim Jong Il, Saddam Hussein und Osama bin Laden geschlüpft. Und er schickt neue Laster über das Land: Drogen, Homosexualität und eine gottlose Weltsicht, den «säkularen Humanismus».

So gesehen hat der Pastor Ted Haggard recht. Irgendwo herrscht in Amerika immer Endzeit. Irgendwo wird immer eine «letzte Schlacht» gefochten, um in eine bessere, freiere Welt aufzubrechen. Das ist die amerikanische Definition menschlichen Fortschritts für die Gesellschaft und den einzelnen. Jeder – fast jeder – kann hier von den «Kräften des Bösen» niedergerungen werden, nur um danach siegreich wieder aufzu(er)stehen. Je dramatischer die Vorgeschichte, desto glorreicher der Neuanfang – sei es Emigration, Krankheit, Kriegsflucht oder, wie im Fall des amtierenden Präsidenten, ein medienwirksam aufpoliertes Duell «Mann gegen Flasche». Säkulare Amerikaner nennen diesen Vorgang «reinventing oneself», «sich neu erfinden». Viele Christen nennen es «born again». Fast hundert Millionen Amerikaner bezeichnen sich als Wiedergeborene. Einer von ihnen, der Pastor Ted Haggard, hat Mitleid mit der Alten Welt, die längst ihre spirituellen Abwehrkräfte verloren hat. Wie soll Gott mit uns noch reden?

Gott redet mit Pastor Ted Haggard, der auch Präsident der «National Association of Evangelicals» ist, deren Mitgliedsgemeinden 30 Millionen Amerikaner vertreten. Der Pastor hat Visionen und wie jeder gute Evangelikale einen Auftrag. Markus 16, 15–16: «Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.» Gehet hin in alle Welt – auch in den Irak, nach Afghanistan, nach China und Indonesien, wo Gott nach dem Tsunami so viel Gelegenheit geschaffen habe, Leben zu stiften. «Leben stiften» ist das Codewort für Missionieren. In der «New Life Church» trainieren junge Leute, «christliche Führer von morgen», für solche Einsätze. Diese Generation, sagt der Pastor, könne den göttlichen Auftrag erfüllen, das Evangelium in den letzten Winkel dieser Erde zu tragen – mit Hilfe der Globalisierung, des Internets und der neuen christlichen Führer.

Zwei Schlachten müssen geschlagen werden: der Krieg gegen den Terrorismus und der Kulturkampf im eigenen Land.
Das ist kein politischer, sondern fundamentalistischer Messianismus in Reinform. Die säkulare Öffentlichkeit ist darüber umso mehr erschrocken, als man das Phänomen jahrzehntelang nicht ernst genommen hat. Konservative Evangelikale und Fundamentalisten mit ihrem Glauben an die nahe Endzeit galten als Hinterwäldler, die den Zug in die Moderne verpasst hatten. Politisch traten sie nicht in Erscheinung, solange die Prämillenaristen dominierten, nach deren Überzeugung die Welt bis zur Wiederkehr Christi unaufhaltsam in den Abgrund schlittern würde. Spätestens Ende der 80er Jahre kippte der Prämillenarismus in den Postmillenarismus. Nicht Jesus wird die Welt aufräumen, schrieb der ehemalige Prämillenarist Pat Robertson 1991 in seinem Buch The New World Order. Vielmehr müsse die Welt für die Wiederkehr Jesu aufgeräumt werden. «Es wird keinen Weltfrieden geben, solange nicht Gottes Haus und seinen Anhängern die Herrschaft über die Welt zuerkannt worden ist. Wie soll es auch Frieden geben, solange Trunkenbolde, Kommunisten, Atheisten, weltliche Humanisten, Diktatoren, gierige Geldwechsler, Ehebrecher und Homosexuelle regieren?» Das ist bis heute die Präambel zur politischen Theologie der christlichen Rechten.

Robertson ist längst nicht mehr ihre Galionsfigur. Ihre Zukunft liegt in Kirchen wie der «New Life Church», wo man mit Jesus und für Jesus alles machen kann: Felsklettern, Homosexualität therapieren, Motorrad fahren, für «Gottes wunderbaren Plan» im Irak beten, Marathon laufen und auf Abenteuerreisen die Freiheit in die Welt tragen. Die Freiheit, als Christ «wiedergeboren» zu werden. Damit man auf der richtigen Seite steht. Auf der Seite des Guten.

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